Franz Hengl – Ein Grinzinger Original ist nicht mehr
„Man hat sich richtig gefreut, wenn man zum Alten Bach-Hengl gekommen ist und der Chef persönlich hat einen mit ,Freut mich, dass ihr da seid’s‘ begrüßt“, sagte eine Teilnehmerin des Begräbnisses von Franz Hengl sen. am 29. Juli dieses Jahres. Hengl verstarb nach langjähriger, leidvoller Krankheit am 13. Juli im Alter von 81 Jahren. Geboren wurde er inmitten der Kriegswirren am 26. Juni 1940. Ziemlich bald lernte er seine Gattin Helga kennen, mit der er rund 60 Jahre verheiratet war. Nach Absolvierung der Weinbauschule in Krems und des Präsenzdienstes widmete er sein Leben nicht nur seiner Familie und dem Betrieb, sondern auch der Kulturpflege rund um Grinzing, was zur Gründung des CDG (Club der Grinzinger) und der Grinzinger Weinritter führte. Viel Prominenz wie der US-Astronaut Neil Armstrong, Udo Jürgens (Gründungsmitglied des „Freien Grinzing“) „Falco“ Hansi Hölzl, US-Präsident Bill Clinton (Bild links unten), Sophia Loren, Vico Torriani, Papst Benedikt, Klaus Löwitsch, Telly Savalas, der sowjet. Olympiasieger Wassili Iwanowitsch Alexejew sowie die Bundeskanzler der 2. Republik und die Wiener Bürgermeister, nebst vieler Politprominenz verschiedenster Couleur, kehrten beim „Alten Bach-Hengl“ ein. Einige davon wurden sogar zu (Ehren-)Bürgern der Weinrepublik Grinzing. Zu den besonderen Freunden des Hauses Hengl zählte neben Anton Benya auch der ehemalige Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky; beide waren sehr oft beim Heurigen „Alter Bach-Hengl“ in der Sandgasse anzutreffen. Für Frau Elisabeth Gürtler eröffnete Franz Hengl mit seiner Grinzinger Gänse-Polizei – mit der er auf gefährliche Verkehrsstellen in Grinzing hinwies – den Sommerball der Spanischen Hofreitschule in Wien. Die Gänse tanzten wie dressiert um die Opernsängerin während ihrer Darbietung. Aber nicht nur der Medienrummel rund um Grinzing wurde von und durch Franz Hengl geprägt. Auch sein Schatz an Wissen und Erfahrungen war unermesslich, ob es nun um die Trinkfreudigkeit des Franz Schubert oder die Diskussion um den mathematischen Gottesbeweis zwischen Albert Einstein und Kurt Gödel ging. Auch über die Symbiose zwischen Wein und Musik konnte er einiges berichten, nicht allein wegen der Gegebenheit, dass sich Joseph Brahms – wie auch die Komponisten Beethoven und Schubert – von der Kontragitarre inspirieren ließ. Zuletzt wirkten Franz Hengl sen. und jun. maßgeblich in der Folge „Lebensraum Grinzing“ der ORF-Doku-Reihe „Erbe Österreich“ mit. Als Franz Hengl sen. vor etwa 20 Jahren in Pension ging und den Betrieb an seinen Sohn übergab, konzentrierte er sein Schaffen primär auf die Kulturpflege von und in Grinzing und war auch fast täglich im Heurigenlokal anzutreffen – als fixer Bestandteil eines netten Heurigenbesuches. Trotz seiner Krankheit war er bis kurz vor seinem Tode aktiv, zuletzt mit dem Ritterschlag für Dr. Heinz Krebs am 20. Juni dieses Jahres im Rahmen einer Heurigenmesse. Michael Heltau brachte es im Gespräch mit Franz Hengl treffend auf den Punkt: „Grinzing kann man nicht beschreiben, Grinzing ist ein Gefühl, entweder du spürst es oder du spürst es nicht.“
Letzte Grüße,
Roland Budicek
und die Redaktion des Extrablattes.
BGM. Häupl, Franz Hengl, Michael Ludwig |
Bildausschnitt aus der ORF-Sendung "Weltkulturerbe Österreich - Grinzing" |
Erschienen im Döblinger Extrablatt 28 2021 Vor der Veröffentlichung oder wissenschaftlichen Auswertung mit dem Autor Rücksprache halten. Die Bildrechte - wenn nicht anders vermerkt - hat die Fa. Alter Bach-Hengl Heurigenbetriebsges.m.b.H. und das Döblinger Extrablatt inne. |