Wie so oft, ranken sich um Gegebenheiten aus unserer Geschichte viele Sagen und Märchen, mit einem konnten wir jedoch aufräumen:
Das Gerücht vom Panzerzug auf der Franz Josefs Bahn während der Februarkämpfe 1934
Aus einem Leserbrief an die Redaktion des "Döblinger Extrablattes" war zu diesem Thema folgendes zu entnehmen (Auszugsweise):" ..., sondern die Boschstraßenseite des KMH in Richtung der jetzigen Felix Braungasse, also dort, wo der Kindergarten und die Waschküche sind. Bekanntlich brachte das Bundesheer einen Panzerzug auf der FJB in Stellung und schoss auch von hinten in den KMH..."
Dazu ist folgendes zu bemerken:
Das Bundesheer 1 hatte keine Eisenbahnartillerie bzw. Panzerzüge im herkömmlichen Sinne, wie sie in den seinerzeitigen Kolonialgebieten in Deutsch-Afrika erstmalig zum Einsatz kamen.
Das österr. Bundesheer 1 hatte nur umgebaute Güterwagons, auf denen vorzugsweise FlAK-Geschütze montiert waren. Gezogen wurden diese Wagons mit Geschützen, Mannschaftswagen und Mun.Depots von normalen - leicht adaptierten - Lokomotiven der Wr. Stadtbahn (wegen der techn. Eignung für rasches Anfahren und Kurzstreckenbetrieb).
Nach Erzählungen des Lokomotivführers (wohnte bis zu seinem Tode am Alsergrund) des sogenannten "Panzerzuges" auf der FJB, kam dieser Zug direkt aus Italien und hatte eine größere Waffenlieferung geladen. Dieser wurde an der Stadtgrenze von Wien angehalten, vom Militär in Beschlag genommen und vermutlich über Hütteldorf und die Vorortelinie nach Heiligenstadt umgeleitet. Die Weiterfahrt bis Heiligenstadt wurde unter stärkerer Bewachung fortgesetzt. Dort besetzte eine Artillerieabteilung die mitgeführten Kanonen und nahm den K-M-H vom Bahnhof aus unter Beschuss. Die Treffer am KMH auf der Seite Boschstraße lassen deutlich erkennen, dass die Zielgenauigkeit eher gerign war, zumal die Geschütze nicht justiert bzw. die Geschütze nicht ausreichend gut befestigt waren.
Den auf manchen bekannten Bildern aus dem Jahre 1934 abgebildeten Vehikel als Panzerzüge zu bezeichnen, rührt von der überzogen-theatralischen Schilderung der „Arbeiterführer“ einst und heute.
Erschienen im Döblinger Extrablatt 24 2020 Vor der Veröffentlichung oder wissenschaftlichen Auswertung mit dem Autor Rücksprache halten. Die Bildrechte - wenn nicht anders vermerkt - hat das Döblinger Extrablatt inne. |