-> Fachliche Unterstützung zum Thema "Raumverteidigung des Bundesheeres der 2. Republik"

 

Exkursion zum Kalten Krieg – das Bunkermuseum Ungerberg

Zur Vorgeschichte: Roland Budicek: „Mitten in der Brucker Senke an der Bundesstraße 10 befindet sich eines der bei den Bunkermuseen Österreichs– komplett erhaltene Zeitzeugnisse aus dem Kalten Krieg in Europa. Gerade die geostrategische Lage Österreichs mit seinen beschränkten Möglichkeiten und Kräften machte ein besonderes Konzept notwendig, um eventuelle Aggressoren (NATO bzw. WAPA) abzuschrecken, ihren Durchmarsch zu verzögern und für den Angreifer durch Abnutzung der Kräfte so teuer wie möglich zu machen. So wurde Ende der 60er Jahre das Raumverteidigungskonzept von General Erwin Jetzl erstellt, das aber als Spannochi-Doktrin umgesetzt wurde. So wurden entlang der Grenzen mit mehr als 750 Sperrstellungen in den Schlüsselzonen befestigte und schnell zu aktivierende Sperranlagen und Sperrstellungen errichtet; tiefer im Land sollte in den Raumsicherungszonen die Geländenutzung für die Feindkräfte weitgehend unmöglich gemacht werden.“

Bild links: Blick Richtung Eingang U3

Bild rechts: Lageplan U3

 

Zur Geschichte Leopold Makovsky: „Im Februar besuchte ich Herrn Schulz im Büro des Döblinger Heimat -Kreises, um ihn über seinen Garten in Drösing, den ich mitbetreue, zu informieren. Er hatte Besuch. Man sprach gerade über militärische Befestigungsanlagen. Als in diesem Zusammenhang das Wort Ungerberg fiel, fragte ich, ob damit der Ungerberg an der B10 bei Bruck a. d. Leitha gemeint sei. Ja, es handle sich um den  Bunker der 5. Sperrkompanie, deren Kommandant ich zuletzt war. Ich fragte, ob ich mich einer geplanten Besichtigung anschließen könnte. Herr Schulz organisierte für den Döblinger Heimat-Kreis für den 7. März einen Bunkerbesuch. Treffpunkt am Parkplatz an der B10 bei der Anlage, pünktlich 13.45 Uhr. (Bild links) Ich bin schon früher da und erkunde meinen alten Einsatzort. Finde ich meinen Kommandobunker noch? Der Karrenweg auf den Gaisberg, den wir bei unseren Übungen meist umgeackert haben – da oben muss er sein! Vor ca. 30 Jahren war ich schneller oben, so steil habe ich den Weg nicht in Erinnerung … da ist er auch schon: U3

  Bild rechts: Fertigteil Gruppenunterstand "Eternit"

Von hier war das Gefechtsfeld gut zu beobachten. Heute nimmt der Bewuchs die Sicht, jetzt im Vorfrühling kann man aber noch durch die Äste schauen. Dann der Blick hinunter zur Anlage – die Tarnung ist entfernt. Damals war alles verwachsen, sodass von der Anlage nichts zu sehen war. Jetzt sind die Anlage und die Umgebung vom Gestrüpp befreit, damit die Besucher einen Überblick über die Größe bekommen. Es sind auch Besucherwege angelegt, sodass man auch mit weniger geeignetem Schuhwerk den zum Museum gewordenen Bunker besichtigen kann. Es wird Zeit, dass ich zum Parkplatz zurückgehe, Herr Schulz und Freunde werden schon da sein. Vzlt. Pichler kommt mir entgegen … ich stelle mich als ,letzter‘ Kommandant,
der in dieser Anlage mit der 5/111 (5. Kompanie des Sperrbataillons 111) geübt hat, vor. Wir tauschen rasch ein paar Erinnerungen aus.“ Mittlerweile sind alle Gäste eingetroffen – ,Halbkreis!‘ Herr Vzlt. Pichler beginnt mit der Führung. Die Bedrohung war damals kalkulierbar und einschätzbar, die Verteidigung planbar. Heute denkt kaum noch jemand an den Eisernen Vorhang, der uns von unseren Nachbarn im Osten trennte. Mit Panzerigeln sollten dann im Ernstfall die noch offenen Lücken geschlossen werden. Auf der B10 waren Stecksperren vorbereitet.

 

 

Nun geht es weiter zum Bunkereingang. Wir öffnen die schwere, mit einer dicken Splitterschutzdecke versehene Gittertür. Da ist wieder der ,typische‘ Bunkergeruch nach Petroleum und Diesel. In den zwei Stockwerken befinden sich verschiedene Lagerräume für Munition und Versorgung, der Heizraum für die Zentralheizung, das Stromaggregat für Licht und Lüftung, eine Küche, WC, Waschraum und zwei Schlafräume. Bei laufendem Stromaggregat war es allerdings wegen des Lärms eine Herausforderung, hier zu schlafen. Man kann trotzdem sagen, dass der Bunker U3 für den damaligen Einsatzzweck komfortabel ausgestattet war. Aufgabe der festen Anlagen war es, den Vormarsch feindlicher Verbände zumindest drei Tage aufzuhalten. Die Brucker Pforte mit der Anlage Ungerberg hatte dabei eine Schlüsselstellung inne. Die Bunker hätten dem einem Angriff meist vorangehenden Artilleriefeuer standgehalten. Herr Vzlt. Pichler schildert einen möglichen Hergang der Kampfhandlungen – das weckt Erinnerungen an die Kaderfortbildungsabende mit unserem damaligen Kommandanten Obstlt. Puchegger. Der zeigte recht theatralisch auf, was uns im Falle des Falles erwarten könnte. Das ist heute Geschichte, für uns war es aktuelle Realität, auf die wir uns gewissenhaft vorbereiten wollten. Und wir hofften alle, dass der Ernstfall nie eintreten möge. Wir haben Glück gehabt!“ Nachwort Roland Budicek: „Das gesamte Raumverteidigungskonzept wurde  zwar nie vollständig umgesetzt, bildete aber 1968 und zuletzt 1991 im Süden Österreichs eine tadellose Sicherung unserer Heimat, die uns den Frieden im Land bewahrte. Besonders zu erwähnen sind Vzlt. Hatos sowie Vzlt. i. R. Pichler, die diese Anlage pflegen und trotz mäßiger Unterstützung durch die Republik für die Nachwelt als Zeitzeugnis erhalten. Fixe Öffnungszeiten (von September bis Juni): Führungsbetrieb jeden Donnerstag (ausgenommen Feiertage) um 10 Uhr sowie jeden letzten Samstag im Monat um 10 und 14 Uhr. Es ist dem Einsatz von Herrn Vzlt. Pichler zu verdanken, dass sich auch spätere Generationen in Bild von der Zeit des kalten Krieges nach dem 2. Weltkrieg machen können.“ Wir freuen uns auf den nächsten Ausflug des Döblinger Heimat-Kreises. Bei Interesse bitte um eine E-Mail- Nachricht an: schulz@wien-doebling.at

Erschienen im Döblinger Extrablatt 21 2019

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